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Klinik Fränkische Schweiz

Bradykarde Erkrankungen

Ursache für eine Bradykardie kann eine Fehlfunktion des Herztaktgebers, des Sinusknoten, sein. Man spricht dann von einer gestörten Sinusknotenfunktion. Bei einer Reizleitungsstörung dagegen ist die Verbindung zwischen Sinusknoten und Herzmuskelgewebe beeinträchtigt, zum Beispiel am AV-Knoten. Das Herz braucht dann einen Ersatzrhythmus, der außerhalb des Sinusknotens entsteht und in der Regel nur 30 bis 40 Schläge pro Minute beträgt.

Störungen der Sinusknotenfunktion:

Sinusknotensyndrom

Sinusknotensyndrom. Bei einem Sinusknotensyndrom gibt der Sinusknoten, der Taktgeber des Herzens, seltener elektrische Impulse ab. Dadurch fällt die Herzfrequenz ab. Manchmal kann es sogar zu einem Aussetzer des Herzschlags kommen.

Bradykardie-Tachykardie-Syndrom. Beim Bradykardie-Tachykardie-Syndrom kommt es zu einem unerwarteten Wechsel von langsamer und schneller Herzfrequenz.

Chronotrope Inkompetenz. Normalerweise steigt die Herzfrequenz bei körperlicher Belastung an. Bei einer chronotropen Inkompetenz jedoch nicht. Hier führt eine gestörte Sinusknotenfunktion dazu, dass sich der Patient (zum Beispiel beim Sport) nicht mehr ausreichend belasten kann. Denn der Sinusknoten kann nicht für den notwendigen Anstieg der Herzfrequenz sorgen.

Störungen des Reizleitungssystems:

Störungen des Reizleitungssystems werden sehr oft durch eine Blockierung des Atrioventrikular (AV)-Knotens verursacht, durch den so genannten atrioventrikulären Block, kurz AV-Block: Die Verbindung zwischen Herzvorhof (Atrium) und Herzkammer (Ventrikel) ist beeinträchtigt. Die elektrischen Impulse des Sinusknotens werden vom Herzvorhof nicht mehr in die Herzkammer geleitet.

Es gibt drei verschiedene Formen des AV-Blocks:

Sinusknotensyndrom

AV-Block ersten Grades: Beim AV-Block ersten Grades ist die Weiterleitung der elektrischen Impulse an die Herzkammer verzögert. Behandlungsbedürftig ist diese Form des AV-Blocks in der Regel nicht.

AV-Block zweiten Grades: Beim AV-Block zweiten Grades fällt die Überleitung der elektrischen Signale vom Vorhof auf die Herzkammer hin und wieder aus. Pausen in der Herzschlagfolge können die Folge sein. Kommen diese Pausen nur selten vor und ist das Herz gesund, muss ein AV-Block zweiten Grades nicht behandelt werden. Der Arzt wird jedoch eine Behandlung in Erwägung ziehen, wenn eine Herzerkrankung (zum Beispiel Arteriosklerose, Herzklappenfehler oder Herzmuskelschwäche) vorliegt. Denn dann kann sich ein AV-Block zweiten Grades schnell zum einem AV-Block dritten Grades entwickeln, zum vollständigen Herzblock.

AV-Block dritten Grades (vollständiger Herzblock): Wenn die Reizleitung am AV-Knoten vollständig unterbrochen ist und kein elektrischer Impuls mehr in den Herzkammern ankommt, liegt ein AV-Block dritten Grades vor. In den Herzkammern entsteht jetzt ein Ersatzrhythmus, der jedoch wesentlich geringer ist (30 bis 40 Schläge pro Minute) als die normale Frequenz des Sinusknotens. Die Folge sind typische Symptome der Bradykardie wie Schwäche, Atemnot und wiederholte Bewusstlosigkeit. Ein AV-Block dritten Grades muss auf jeden Fall behandelt werden – besteht er dauerhaft, mit einem Herzschrittmacher.

Bradyarrhythmia absoluta. Auch bei einer Bradyarrhythmia absoluta ist der AV-Knoten blockiert, die elektrischen Signale kommen nicht in den Herzkammern an. Die Kammern entwickeln einen langsamen Eigenrhythmus. Gleichzeitig kommt es zu Vorhofflattern oder Vorhofflimmern: Die Herzvorhöfe schlagen über 200 Mal pro Minute.

Ursachen für eine Bradykardie, die außerhalb des Herzens liegen:

Karotissinus-Syndrom. Der Herzrhythmus wird nicht nur duch seinen „Taktgeber“, den Sinusknoten, gesteuert, sondern auch durch Faktoren außerhalb des Herzens, z.B. das vegetative Nervensystem. Eine Kontrollstelle des vegetativen Nervenssystems liegt an der Wand der rechten und linken Halsschlagader bzw. Halsarterie (Arteria carotis). Die beiden Halsschlagadern sind für die Versorgung des Gehirns zuständig. Sie verzweigen sich auf der Höhe des Kieferwinkels jeweils in einen inneren und einen äußeren Ast. Diese Verzweigung heißt Karotissinus und beherbergt den Karotissinusnerv. Dieser Nerv misst den Blutdruck in den Halsschlagadern und reguliert ihn bei Bedarf nach oben oder unten, zum Beispiel durch eine Beschleunigung oder Verlangsamung des Herzzschlags.
Wenn man von außen Druck auf den Karotissinusnerv ausübt, wird er unter Umständen gereizt: Der Nerv geht jetzt davon aus, dass der Blutdruck zu hoch ist, und verlangsamt die Herzfrequenz. Reagiert der Nerv dabei überempfindlich, kann es zum so genannten Karotissinus-Syndrom kommen: Druck auf den Karotissinus, unter anderem durch plötzliche Kopfbewegungen, führt nicht nur zu einer Verlangsamung der Herzfrequenz, sondern zu einem kurzen Herzstillstand. Dauert dieser Herzstillstand mehrere Sekunden an, ist Schwindel oder sogar Bewusstlosigkeit die Folge. Das Karotissinus-Syndrom kann effektiv mit einem Herzschrittmacher behandelt werden.

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